Mittwoch, 27. August 2008

Ev. Altenhilfezentrum Birstein startet neues Modellprojekt: 20 Pflegerinnen und Pfleger beginnen Weiterbildung zum/zur AlltagsbegleiterIn



Am 18. August startete das Ev. Altenhilfezentrum Birstein ein sogenanntes „Wegebau“- Modellprojekt in Kooperation mit der Agentur für Arbeit und der Aidshilfe Frankfurt am Main. Seit 2006 gibt es von der Agentur für Arbeit unter dem Namen WeGebAU (Abkürzung für Weiterbildung Geringqualifizierter und beschäftigter älterer Arbeitnehmer in Unternehmen) Subventionen zur Förderung der beruflichen Qualifizierung für Geringqualifizierte und ältere Arbeitnehmer in Unternehmen. Die geringqualifizierten Arbeitnehmer erhalten die Lehrgangskosten und einen Zuschuss zu den notwendigen übrigen Weiterbildungskosten auf der Grundlage des § 77Abs. 2 SGB III .

Der Arbeitgeber, der seinen geringqualifizierten Arbeitnehmer für diese Qualifizierung freistellt, erhält im Rahmen des § 235c SGB III für den Zeitraum, in dem der Mitarbeiter keine Arbeitsleistung erbringt, einen Zuschuss zum Arbeitsentgelt einschließlich der darauf entfallenden, pauschalierten Arbeitgeberanteils am Gesamtsozialversicherungsbeitrag für weiterbildungsbedingte Zeiten ohne Arbeitsleistung.

Ältere Arbeitnehmer (45. Lebensjahr vollendet) bekommen nach § 417 SGB III die Lehrgangskosten und in Einzelfällen einen Zuschuss zu anfallenden Fahrtkosten bzw. den Kosten zu einer auswärtigen Unterbringung.

Ziel ist es, dem derzeit drohenden Facharbeitermangel entgegenzuwirken, indem Fähigkeiten zur Beschäftigung der Arbeitnehmer gefördert werden. Die Arbeitnehmer sollen die Möglichkeit bekommen, Teilqualifikationen zu erwerben, ohne jedoch ihre Arbeit kündigen zu müssen. Langfristig soll den Arbeitnehmern eine Sicherheit geboten werden, da un- oder geringqualifizierte Arbeitnehmer bei konjunkturellen Verschlechterungen ein höheres Risiko haben, entlassen zu werden.

Die Weiterbildung zum/zur AlltagsbegleiterIn richtet sich an berufs- und lebenserfahrene Mitarbeitende, die ihre Fähigkeiten in der Begleitung und Betreuung von alten Menschen –insbesondere von Menschen mit Demenz- ausbauen wollen. Die Weiterbildung soll ihnen helfen, (noch) zufriedener und sicherer zu arbeiten. Sie sollen es leichter haben im Umgang mit den Betroffenen und sich mit ihren Fähigkeiten und ihrer Erfahrung (noch) besser verwirklichen zu können.

Sie nehmen während ihrer Arbeitszeit an einem Seminarprogramm teil, was nur wenig mit „Schule“ gemein hat. Lernen soll interessant sein und Spaß machen –gerade, wenn es um so ein spannendes Thema wie die Begleitung von Menschen mit Demenz in ihrer eigenen Lebenswelt geht.

Ein Alltagsbegleiter arbeitet ihn Wohnküchen und Wohnbereichen in denen Menschen mit Demenz leben. AlltagsbegleiterInnen tun das, was der Name sagt: Sie begleiten den Alltag dieser Menschen. Sie

-leisten den Menschen mit Demenz in den Wohnküchen Gesellschaft

-unterstützen sie mit hauswirtschaftlichen Leistungen

- bereiten kleine Mahlzeiten zu und gestalten die Mahlzeiteneinnahme

- sorgen für eine Wohlfühl-Atmosphäre in den Wohnküchen

- kümmern sich um Hygiene und Dekoration und

- sorgen somit für ein großes Stück Lebensqualität.

Die Weiterbildung AlltagsbegleiterIn findet in der Arbeitszeit statt. Es gibt 13 Seminartage mit unterschiedlichen Schwerpunkten die inhaltlich gut verständlich und praktisch aufbereitet werden. Insbesondere geht es um folgende Themen: Medizinische Aspekte, Lebenswelten gestalten, Haushaltsnahe Begleitung, Beschäftigung, Teamarbeit, Begleitung von Angehörigen, Begleitung Schwerkranker und Sterbender, Therapeutische Konzepte, Hygiene und rechtliche Fragen. Die Ausbildung umfasst insgesamt 140 Stunden und schließt mit einem Zertifikat, Ende des Jahres 2008 ab. Durchgeführt wird die Weiterbildungsmaßnahme von der Karla Kämmer Beratungsgesellschaft, Essen, einem von der Agentur für Arbeit zertifizierten, bundesweit bekannten Bildungs- und Beratungsinstitut, mit dem das Ev. Altenhilfezentrum schon seit vielen Jahren gut zusammenarbeitet.

Heimleiter Ralf Eschbach und Pflegedienstleiterin Heike Schwarzer zeigten sich sehr erfreut darüber, dass die Maßnahme realisiert werden konnte und wünschten den Teilnehmenden einen guten Start. Aufgrund der neuen Pflegereform ist es seit 1.Juli 2008 möglich, zusätzliches Betreuungspersonal für Menschen mit Demenz von den Pflegekassen finanziert zu bekommen, wenn man nachweisen kann, entsprechend geschultes Personal und entsprechende Konzepte vorzuhalten, so Eschbach. Aufgrund dieser neuen Regelungen beabsichtigt Eschbach, das Personal im Ev. Altenhilfezentrum Birstein um ca. 1,5 Stellen für die soziale Betreuung aufzustocken und hierüber mit den Pflegekassen in Verhandlung zu gehen. Sehr erfreulich ist für Heimleiter Eschbach auch die Kooperation mit der Aidshilfe Frankfurt am Main, die ihrerseits 6 MitarbeiterInnen zur Weiterbildung an das Ev. Altenhilfezentrum entsandt hat: „Diese Kooperation ist für beide Seiten sehr sinnvoll, denn auch für die Mitarbeitenden der Aidshilfe ist die Frage nach der Alltagsbegleitung von Erkrankten sehr wichtig. Hier können die Mitarbeitenden der unterschiedlichen Arbeitsfelder durchaus voneinander und aus der Praxis lernen“.


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