Als christliche Einrichtung der Altenhilfe ist die Pflege und Betreuung sterbender Menschen ein besonderer Schwerpunkt der Arbeit im Ev. Altenhilfezentrum. Engagierte Mitarbeiter haben bereits im letzten Jahr verschiedene Ideen entwickelt, wie man das Bestreben in diesem Bereich noch weiter verbessern kann. Aus diesem Anlass wurde dann im November 2009 ein interdisziplinär besetzter Qualitätszirkel gegründet, der die Ideen umsetzen und weiterentwickeln sollte. Die Mitglieder des Zirkels, die sich für das Thema Sterbekultur besonders interessieren und daher engagiert teilgenommen haben sind:
Frau Ute Neidhardt (Hauswirtschaft), Frau Dorothea Wydera (Betreuung), Frau Karin Volz (zusätzliche Betreuung), Fr. Elke Benz (Auszubildende zur Altenpflegerin WB II), Frau Beate Herber (ex. Altenpflegerin WB II), Frau Conny Beyer (Pflegehelferin WB I), Frau Verena Campbell (Pflegedienstleitung).
Im Rahmen eines Qualitätszirkels war der Schwerpunkt die verbesserte Integration und damit Enttabuisierung des Themas „Sterbens“ im Ev. Altenhilfezentrum.
Dazu wurde ein Erinnerungsbuch geschaffen. Hier wird eine Möglichkeit geschaffen, dass sich die Angehörigen, Mitarbeiter und Mitbewohner der verstorbenen Bewohner erinnern können. Im Erinnerungsbuch wird dazu beim Tod eines Bewohners eine Seite des Buches mit einem Abschiedstext, dem Sterbedatum und einem Photo individuell gestaltet. Darunter haben alle im Haus die Möglichkeit, sich mit einer Unterschrift oder auch ein paar persönlichen Zeilen zu verabschieden. Das Erinnerungsbuch wird zwischen Todestag und Beerdigungsdatum an einem zentralen Punkt im Haus (neben dem Andachtsraum) ausgestellt. Ebenso wird eine kleine Kerze mit dem Namen des Bewohners versehen und im Andachtsraum während des Gottesdienstes angezündet.
Der Andachtsraum wurde zu diesem Zweck mit farblichen Akzenten neu gestaltet, ebenso wurden Schrifttafeln und Teelichthalter aufgehängt. Durch die Bereitstellung von Grünpflanzen wurde im diesem Zuge der Andachtsraum gleich etwas verschönert.
Darüber hinaus wurde ein Abschiedskoffer gepackt. Dieser steht nun zentral in der Brunnenstube und beinhaltet alles was Bewohner, Mitarbeiter und Angehörige für eine würdevolle Sterbebegleitung benötigen. Es finden sich darin z.B. eine Bibel, ein Gesangbuch, eine Salzkristalllampe, ein Rosenkranz, ein Kreuz, ein Duftstein und verschiedene Bücher und Musik zum Besinnen.
In diesem Zusammenhang wurde auch das Thema „Aussegnung“ wieder reaktiviert. Die Mitglieder des Qualitätszirkel einigten sich darauf, ab nun regelmäßig eine Aussegnung bei im Haus verstorbenen Bewohnern durchzuführen, nur im Falle einer ausdrücklichen Ablehnung wird darauf verzichtet. Dazu wird der verstorbene Bewohner im Bett liegend in den Andachtsraum im Erdgeschoss zu fahren, um auch allen Mitarbeitern, Angehörigen und Mitbewohnern die Gelegenheit zu geben, sich angemessen verabschieden zu können. Die Aussegnung führen in erster Linie die Ortspfarrer, sowie Herr Heimleiter Ralf Eschbach in seiner Eigenschaft als Diakon durch. In deren Abwesenheit sind nachfolgend Frau Campbell, Frau Wydera oder Frau Volz damit beauftragt. Alle notwendigen Informationen zum Ablauf und zur Durchführung einer Aussegnung finden sich in zwei Mappen im Abschiedskoffer. Die Vorlage dazu wurde von Pfr. Roland Dürmeier, Birstein erarbeitet.
Damit muss niemand mehr Angst haben im Todesfalle still und heimlich zu verschwinden, sondern das Sterben wird als „zum Leben gehörendes Ereignis“ besser in den Alltag integriert.
Die Ziele des QZ wurden damit vollständig erreicht, und die betreffenden Mitarbeiterinnen sind zu recht stolz auf das Ergebnis. Am Wichtigsten war allen Mitarbeiterinnen, dass dadurch eine deutliche Verbesserung der Bewohnerbetreuung erreicht wurde.
Der neu gestaltete Andachtsraum:
Das Abschieds- und Kondolenzbuch:
Der Abschiedskoffer:
Der Abschiedsraum:
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